Berechnung der Longevity: Life-Style, Ernährung und ein optimiertes Mikrobiom?
Statistik ist Trumpf
Statistische Modelle erlauben eine
Quantifizierung der Effekte einzelner Verhaltensänderungen auf die
Restlebensdauer.
Game Changer?
Besonders große Wirkungen zeigen:
Rauchstopp, Alkoholverzicht, körperliche Fitness, und mediterrane Ernährung.
Funktionelle Stoffe
Präbiotika, Probiotika und Postbiotika
wirken gezielt auf die Mikrobiomzusammensetzung und Barrierefunktion.
Lebensstil, Mikrobiom & Lebenserwartung
Kann man nun sagen, ob eine gezielte Modulation des Mikrobioms – etwa durch Prä-, Pro- oder Postbiotika– die Lebenserwartung nachweislich verlängert? Ehrlicherweise existieren derzeit leider keine Studien, die diesen Kausalzusammenhang untersucht haben. Unberührt hiervon bleiben aber natürlich die in den präsentierten Studien mechanistisch belegten Wirkungen des Darm-Mikrobioms auf unsere Gesundheit und den Alterungsprozess, sowie die Wirkung von Prä-, Pro- und Postbiotika auf unser Darm-Mikrobiom! Gerade wenn man sich die Haupt-Todesursachen in Deutschland (Herz-Kreislauf Erkrankungen, bösartige Neubildungen und Demenz) ansieht, ergibt sich hieraus ein sehr stimmiges Bild, welches den Schluss nahelegt, dass es mit Sicherheit zumindest die Gesundheitsspanne positiv beeinflussen wird!
Gibt es nun aber dennoch die Möglichkeit, den Einfluss von verschiedenen Lebensstilentscheidungen auch in Zahlen zu fassen? Glücklicherweise ist die Forschung hier eindeutig: Lebensstilfaktoren haben einen messbaren Einfluss auf die Lebenserwartung! In diesem Abschnitt werden verschiedene Maßnahmen vorgestellt, deren Wirkung auf die Gesamtsterblichkeit wissenschaftlich belegt ist.
Eine zentrale Frage lautet: Wie viel bringt es konkret, mit dem Rauchen aufzuhören, die Ernährung umzustellen oder regelmäßig Sport zu treiben? Mehrere Metaanalysen und prospektive Studien liefern hierzu belastbare Zahlen.
Beispielsweise erhöht regelmäßiges Rauchen die Sterblichkeit um das 2,29-Fache im Vergleich zu Nichtraucher:innen (Xie et al., 2024). Auch ein täglicher Alkoholkonsum von rund 18 g (etwa 0,5 Liter Bier, welches dem durchschnittlichen Alkoholkonsum in Deutschland entspricht!) führt zu einer fast verdoppelten Mortalitätsrate (Carr et al., 2024a) gegenüber Alkoholabstinenten.
Demgegenüber senkt mediterrane Ernährung die Sterblichkeit um etwa 23 % (Bui et al., 2024), eine erhöhte Ballaststoffaufnahme (z. B. +8 g/Tag) um etwa 7 % (Reynolds et al., 2019a). Kardiovaskuläre Fitness ist ebenfalls ein starker Prädiktor: Pro zusätzlichem MET (metabolische Einheit, z. B. +1 km/h Laufgeschwindigkeit) sinkt das Sterberisiko um 13 % (Kodama et al., 2009).
Diese Relationen wurden mithilfe von statistischen Sterbetafeln mit realen Daten verknüpft. Daraus ergibt sich z. B.: Eine 40-jährige Raucherin verliert im Durchschnitt rund 5 Jahre Lebenszeit. Mit verbesserter Ausdauerleistung und zusätzlicher Ballaststoffaufnahme kann dieser Effekt teilweise oder vollständig kompensiert werden.
Ein wichtiger Aspekt ist die Kombination mehrerer Maßnahmen. Wenn angenommen wird, dass deren Wirkungen unabhängig sind (was in den Studien meist berücksichtigt wurde), kann man die Mortalitätsreduktion multiplizieren. Daraus ergibt sich eine robuste Schätzung für die Veränderung der Restlebenszeit.
Ein Beispiel: Als Beispiel nehmen wir eine durchschnittliche 40-jährige Frau, die in Deutschland lebt. Sie hätte bei Geburt eine Lebenserwartung von 83,7 Jahren, also eine Restlebensdauer von 43,7 Jahren. Wenn dieselbe Person Raucherin ist, so verringert sich die Restlebensdauer um 4,9 Jahre, so dass sie eine Lebenserwartung von 78,8 Jahren hat. Wenn sie sich nun sehr ballaststoffreich ernährt, z.B. 36 g Ballaststoff pro Tag (6 g mehr als von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen), dann kann sie 1,3 Jahre Lebenserwartung zurückgewinnen. Wenn sie zusätzlich noch ihre Ausdauer verbessert, indem sie ihre Ausdauer- Laufgeschwindigkeit von 8 km/h (Durchschnitt einer untrainierten Frau) auf 11 km/h erhöht, kann sie die Lebenszeitverkürzung durch das Rauchen wieder kompensieren. Angenommen, sie konsumiert kein Alkohol, dann könnte sie sogar gute 5 Jahre an Lebenserwartung hinzugewinnen, so dass 50 % ihrer Kohorte ein Alter von knapp 89 Jahre erreichen. Die Wahrscheinlichkeit eine Hundertjährige zu werden steigt sogar von 1,6 % (Durchschnittsperson) auf 11,8 % (Alkoholabstinenz).
Damit auch Du eine ganz konkrete Abschätzung treffen kannst, wie Deine Lebensweise Deine Restlebensdauer modifiziert, haben wir auf Basis der verfügbaren Studien, einen Online Rechner erstellt. Hier bekommst Du ganz konkret eine Idee, durch welche Lebensstil-Maßnahmen Du Deine Langlebigkeit am effektivsten optimieren kannst.
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Bui, L. P., Pham, T. T., Wang, F., Chai, B., Sun, Q., Hu, F. B., Lee, K. H., Guasch-Ferre, M., & Willett, W. C. (2024). Planetary Health Diet Index and risk of total and cause-specific mortality in three prospective cohorts. The American Journal of Clini¬cal Nutrition, 120(1), 80–91. https://doi.org/10.1016/j.ajcnut.2024.03.019
Carr, T., Kilian, C., Llamosas-Fal¬cón, L., Zhu, Y., Lasserre, A. M., Puka, K., & Probst, C. (2024a). The risk rela¬tionships between alcohol consumption, alcohol use disorder and alcohol use disorder mortality: A systematic review and meta-analysis. Addiction (Abingdon, England), 119(7), 1174–1187. https://doi.org/10.1111/add.16456
Kodama, S., Saito, K., Tanaka, S., Maki, M., Yachi, Y., Asumi, M., Sugawara, A., Totsuka, K., Shimano, H., Ohashi, Y., Yamada, N., & Sone, H. (2009). Cardiorespiratory fitness as a quantitative predictor of all-cause mortality and cardiovascular events in healthy men and women: A meta-analysis. JAMA, 301(19), 2024–2035. https:// doi.org/10.1001/jama.2009.681
Reynolds, A., Mann, J., Cum¬mings, J., Winter, N., Mete, E., & Morenga, L. T. (2019a). Carbohydrate quality and human health: A series of systematic reviews and meta-analyses. The Lancet, 393(10170), 434–445. https://doi.org/10.1016/ S0140-6736(18)31809-9
Xie, W., Berlowitz, J. B., Raquib, R., Harlow, A. F., Benjamin, E. J., Bhatnagar, A., & Stokes, A. C. (2024). Association of cigarette and electronic cigarette use patterns with all-cause mortality: A national cohort study of 145,390 US adults. Preven¬tive Medicine, 182, 107943. https://doi.org/10.1016/j.ypmed.2024.107943